Datenschutz

Moderne Automobile - Gefahr für die Privatsphäre?

Autos gelten offiziell als die schlechteste Produktkategorie in Bezug auf Datenschutz.

In einem Artikel von Jen Caltrider, Misha Rykov und Zoë MacDonald wird diese Einschätzung begründet.

Seit Jahren preisen Autohersteller ihre Fahrzeuge als "Computer auf Rädern" an, um ihre fortschrittlichen Funktionen zu bewerben. Doch die Diskussion über die Auswirkungen auf die Privatsphäre der Insassen hat nicht Schritt gehalten. Während wir uns Sorgen darüber machten, ob unsere vernetzten Türklingeln oder Smartwatches uns ausspionieren könnten, sind die Automarken leise ins Geschäft mit Daten eingestiegen und haben ihre Fahrzeuge in Daten-sammelnde Maschinen verwandelt.

Die Autos haben dank ihrer umfangreichen Smart-Funktionen eine beispiellose Fähigkeit entwickelt, das Verhalten und die Bewegungen der Fahrer zu überwachen und Informationen darüber zu sammeln, was sich im Inneren des Fahrzeugs abspielt und wohin die Reise geht.

In einer umfassenden Untersuchung aller 25 Automarken hat das Zentrum für Datenschutz und Verbrauchersicherheit (ZDV) sein *Privacy Not Included Warnlabel vergeben, womit Autos nun offiziell als die schlechteste Produktkategorie in Bezug auf Datenschutz gelten.

Warum haben die untersuchten Autos in Bezug auf Datenschutz so schlecht abgeschnitten?

Wir werfen einen genaueren Blick auf die Gründe:

1. Unnötige Datensammlung

Alle 25 untersuchten Automarken erhielten von uns eine schlechte Note für die übermäßige Datensammlung und -nutzung. Tatsächlich sammeln und nutzen sie persönliche Informationen in einem Ausmaß, das weit über die Anforderungen zur Fahrzeugbedienung und Kundenverwaltung hinausgeht.

Im Vergleich dazu erhielten zum Beispiel nur 63% der von uns überprüften Mental-Health-Apps, eine weitere kritische Datenschutz-Kategorie, solche schte Noten.

Automobilunternehmen haben zudem noch mehr Möglichkeiten, Daten zu erfassen als andere Produkte und Apps, die wir nutzen.

Sie können Informationen über Ihre Interaktionen mit dem Auto, vernetzte Dienste, Auto-Apps (mit Zugang zu Smartphone-Daten) und sogar Daten von Drittanbietern wie Sirius XM oder Google Maps sammeln. Die Datensammlung ist umfangreich und komplex, und sie kann äußerst intime Details über Sie erfassen, einschließlich medizinischer und genetischer Informationen sowie persönlicher Vorlieben.

2. Datenweitergabe und -verkauf

84% der Automarken geben an, Ihre persönlichen Daten mit Drittanbietern, Datenhändlern und anderen Unternehmen zu teilen oder zu verkaufen.

Sogar 76% der Marken geben an, Ihre Daten verkaufen zu können.

Zusätzlich sagen 56%, dass sie auf Anfrage Informationen an Regierungsbehörden oder Strafverfolgungsbehörden weitergeben können - nicht nur aufgrund eines Gerichtsbeschlusses, sondern auch aufgrund einer "informellen Anfrage". Diese Bereitschaft zur Datenweitergabe ist alarmierend und birgt erhebliche Datenschutzrisiken.

3. Mangelnde Kontrolle über persönliche Daten

92% der 25 untersuchten Automarken erhielten eine schlechte Note für die fehlende Kontrolle der Fahrer über ihre persönlichen Daten.

Lediglich Renault und Dacia, die vom gleichen Mutterunternehmen gehalten werden, ermöglichen es Fahrern, ihre persönlichen Daten zu löschen.

Dieser Mangel an Kontrolle stellt eine erhebliche Herausforderung für den Datenschutz dar und lässt die Frage aufkommen, ob diese Ausnahme die Regel werden sollte.

In Anbetracht dieser alarmierenden Ergebnisse ist es an der Zeit, dass die Automobilindustrie dringend Maßnahmen ergreift, um die Privatsphäre der Autofahrer zu schützen und die Datensammlung und -nutzung zu begrenzen. Der Datenschutz im Auto muss in die Zukunft gelenkt werden, um den Nutzern die Kontrolle über ihre persönlichen Informationen zurückzugeben.

(Quelle: Privacy Not Included)

 

 

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