Lebenslanges Lernen und den Anschluss behalten
Transformation und Digitalisierung stellen fortwährend neue Anforderungen an Arbeitnehmer und Unternehmen. Nie war kontinuierliche Weiterbildung wichtiger als auf dem aktuellen Arbeitsmarkt.
Wenn „Lebenslanges Lernen“ nicht nur eine Floskel bleiben soll, dann heißt das, nicht nur kurzfristig eine Maßnahme zu besuchen, sondern bedeutet wirklich langfristige Weiterbildung. Die Motivation seitens der Arbeitnehmer spielt selbstverständlich eine große Rolle, doch Arbeitgeber und Politik müssen die Rahmenbedingungen dafür verbessern. Wirtschaftsredakteurin Katharina Kutsche bringt es in ihrem Essay, erschienen in der Süddeutschen Zeitung, auf den Punkt: Es wird zu wenig dafür getan, dass die Bürger lebenslang lernen.
Den Umstand für lebenslanges Lernen sieht sie nicht allein dadurch gegeben, dass die Berufswelt einem großen Wandel untersteht, sondern vielmehr noch spielt die demografische Alterung der Arbeitnehmer eine wichtige Rolle. Das Renteneintrittsalter wird sich zukünftig weiter nach hinten verschieben. Menschen werden also länger arbeiten und auch arbeitsfähig bleiben müssen. Umgekehrt bedeutet das, dass dann auch die jeweilige Ausbildungszeit des Einzelnen länger zurückliegt.
Die Wahrscheinlichkeit jedoch, dass Arbeitnehmer auch mit Mitte 30 noch eine erneute formale Qualifikation anstreben, ist eher gering. Der Aufwand und die Kosten für eine mehrjährige Berufsausbildung oder ein Studium sind oftmals zu groß. Daher sollte der Zugang zu nicht formalen Weiterbildungen wie Seminaren oder Lehrgängen durch einen gesetzlichen Anspruch erleichtert werden.
Seit Januar 2019 gibt es nun das Qualifizierungschancengesetz von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Damit ist ein guter Anfang gemacht, denn es werden Menschen gefördert, die vom Strukturwandel bedroht sind oder deren Arbeit durch digitale Technologien ersetzt wird. Doch wenn es mit dem lebenslangen Erwerb von Wissen etwas werden soll, muss sich mehr ändern, führt die Journalistin Katharina Kutsche weiter aus. Sinnvoll wäre ein gesetzlicher Anspruch auf Weiterbildung, den auch Gewerkschafter schon länger fordern.
Die Hürden für eine Umsetzung sind in der Praxis jedoch gewaltig. Befristet Beschäftigte fürchten um ihre Jobs, wenn sie mehrere Tage ausfallen. Arbeitgeber fürchten um ihre Mitarbeiter, die sich durch die erworbenen Qualifikationen auf andere Stellen bewerben könnten. Wer jedoch langfristig und zukunftsorientiert denkt, denkt anders: Gerade weil ambitionierte Mitarbeiter auf ihrem Karriereweg unterstützt werden, kann eine Weiterbildung diese ganz im Gegenteil auch an das Unternehmen binden und für künftige Angestellte attraktiv werden. Deshalb sollte die Initiative zu Fortbildungen nicht nur von den Arbeitnehmern, sondern unbedingt auch von den HR- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen ausgehen, denn, so sagt es schon der Titel des Essays: Wer sich nicht weiterbildet, verliert den Anschluss!
Den gesamten Artikel von Katharina Kutsche können Sie auf der Seite der Süddeutschen Zeitung nachlesen.