Future Skills: Projektmanagement der Zukunft und die Bedeutung des homo projecticus
Kompetenzen wie Flexibilität und strukturiertes Planen sind Grundvoraussetzung für das Funktionieren einer agilen Wirtschaft. Projektmanagement vereint viele dieser Fähigkeiten – Grund genug für das ZWW, im Rahmen der Vortragsreihe Future Skills die Frage zu diskutieren, wie der „Homo Projecticus“ seine Zukunft zum Vorteil aller gestalten kann.
Prof. Dr. Reinhard Wagner, Professor für Projektmanagement an der europäischen Universität Alma Mater Europaea in Maribor/Slowenien hat sich wissenschaftlich auf die Projektifizierung spezialisiert hat und stellt den Menschen in den Mittelpunkt seiner Studien. So teilte er an diesem Vortragsabend seine Begeisterung für die „Projektifizierung der Gesellschaft“ mit rund 50 interessierten Zuhörern.
Projektmanagement ist keineswegs eine neue Erfindung, sondern bereits in früher Literatur verankert. Erste Definitionen dieses Begriffs lassen sich im 16. Jahrhundert finden. Daniel Defoes Essay über Projekte" (1697) ist ein Grundlagentext zum Projektdenken der modernen Zeit. Er konstatierte unter anderem, dass erfolgreiche „Projekte“ eine Kombination verschiedener Kompetenzen benötigen. Die da wären: einen gesunden Menschenverstand, Ehrlichkeit, Ressourcen und Kraft (gemeint war hier wohl die mentale Kraft).
Traditionell wurde Projektmanagement als Lösung technischer Probleme betrachtet, bei der mathematische Optimierungen, Methoden und Prozesse im Vordergrund standen. In den 90er Jahren erweiterte sich diese Perspektive: Projektmanagement fand nun auch im Bereich sozialer Planung, Stakeholdermanagement und politischer Umsetzungen Anwendung. International setzt sich zunehmend der Begriff "project organizing" durch, als Kontrapunkt zur starren Führung und Steuerung.
Die soziale Transformation erfordert ein Umdenken an alle Projektbeteiligten: Vergleichsstudien aus den Jahren 2013 und 2022 zeigen, dass die Mehrzahl der Projekte intern im Bereich organisationaler Veränderungen stattfinden. Beispiele hierfür wären u.a. Projekte im öffentlichen Dienst oder die Einbindung der Balkanländer in die EU, was die politische Dimension des projektorientierten Arbeitens deutlich macht.
Der hierarchische Ansatz des traditionellen Managements weicht zugunsten eines philosophischen Ansatzes: „Alles ist möglich“. Ein Projekt wird definiert als „gemeinsam strukturiert ein Ziel erreichen“. Dies lässt sich bereits mit Kindern umsetzen, wie kleine Projekte in Kindergarten und Schulalltag zeigen.
Die Herausforderung besteht nun darin, beide Ansätze zu verbinden: Projektorganisation erfordert Transformation, Empowerment, Selbstorganisation und Innovation/Agilität. Dies muss mit der Linienorganisation, in der Macht, Operationsplanung, Stabilität/Effizienz und die Glaubenssätze von Command und Control vorherrschen, kombiniert werden. Beide Ansätze müssen sich annähern, weiterhin existieren und die Projektbeteiligten müssen das Beste aus beiden Welten anwenden.
Menschen beteiligen sich an Projekten aus Gründen der Autonomie, Zugehörigkeit und Anerkennung, die sie erfahren. Auch im Scheitern müssen Erfolge gesehen werden, da Projekte nicht zum Selbstzweck durchlaufen werden. Im Sinne des lebenslangen Lernens lernt der homo projecticus aus Erfolgen und Misserfolgen. Das zeichnet sein Mindset aus. Prof. Dr. Reinhard Wagner betonte die Wichtigkeit von Co-Kreativität, Selbstreflexion und self awareness sowie dem Einsatz moderner Technologien und Methoden. Auch ein entrepreneuriales und zukunftsgerichtetes Denken ist seiner Ansicht nach essenziell.
Die anschließende Plenumsdiskussion über die Schattenseiten des homo projecticus ergab ein insgesamt positives Fazit: Zuhörer und Referent waren sich einig, dass die Beteiligung an einem erfolgreich verlaufenden Projekt zu einem nicht zu verachtenden Maß an Motivation und zur Bereicherung für jeden Einzelnen führt.